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9. April 2022Praxisurlaub
11. Juli 2022Heute geben wir euch einen Einblick in einige kindliche Reaktionen auf die Entbindung durch einen Kaiserschnitt (Sectio).
In erster Linie möchten wir jedoch von jeglichen Vorurteilen und Bewertungen absehen – und bitten euch das auch zu tun. Jede Frau hat das Recht über die Art der Entbindung zu entscheiden. Du kannst dir erst eine Meinung bilden, wenn du deine Füße in die selben Fußspuren gesetzt hast und den selben Weg gegangen bist.
Der Kaiserschnitt kann Leben retten – von Mama und Kind.
Uns ist es dennoch wichtig, die Auswirkungen auf das Kind darzustellen – um ein Bewusstsein zu schaffen, das den Raum für Verständnis FÜR das Kind und seine Bedürfnisse und Heilung öffnet. Wie schwer es für manche Mamas ist, dass es zu einem Kaiserschnitt kam, ist ein anderes Thema, auf das wir gerne gesondert eingehen.
Im Folgenden beziehen wir uns auf zwei Situationen:
- primärer Kaiserschnitt: geplanter Kaiserschnitt ohne vorangegangene Wehentätigkeit (aus medizinsicher Sicht ODER durch Wunsch der Eltern)
- sekundärer Kaiserschnitt: die vaginalen Entbindung wird aus medizinischen Gründen abgebrochen und ein Kaiserschnitt wird durchgeführt
Zunächst einmal möchten wir die Wichtigkeit der Wehentätigkeit betonen.
Inzwischen weiß man über viele physiologische Vorgänge Bescheid, die zwischen ungeborenem Baby und Mama ablaufen. Hierbei wird ganz deutlich, dass das Baby entscheidet, wann es zur Welt kommt – durch bestimmte Proteine, die durch die Lunge des Babys produziert werden, wird der Startschuss gegeben. Also: das Baby weiß, es ist Zeit für Veränderung – ich will raus in die Welt! Und so ist die vaginale Entbindung mit physiologischer Wehentätigkeit für das Baby ein Prozess, auf den es sich einstellen kann. Auch die Dauer der vaginalen Entbindungen gibt dem Baby Zeit, sich auf das Ankommen vorzubereiten.
Des Weiteren hat die Krafteinwirkung der Wehen auf das ungeborene Kind eine massive Einwirkung auf die Entfaltung der Organe und des Blutkreislaufs. Mit dem ersten Schrei und dem plötzlichen Druckabfall nach vaginaler Entbindung lösen sich außerdem alle während des Geburtsverlaufs angestauten Spannungen, sodass der Moment der vaginalen Entbindung ein wichtiger Teil des Ankommens ist – die Zündung unseres Energiemotors.
Dem hingegen dauert die Durchführung eines Kaiserschnitts aus Sicht des Babys nur wenige Minuten. So entsteht für das kindliche Nervensystem eine massive, nicht einzuordnende Stresssituation, wenn es ohne voran gegangene Ankündigung durch Wehen aus der beschützen Umgebung geholt wird.
Von der Wichtigkeit der Wehentätigkeit abgesehen, finden wir bei Babys, die durch eine Sectio auf die Welt kamen, häufige ungelöste Spannungsmuster in verschiedensten Körperregionen.
Bei vaginalen Entbindungen wird das Baby über die Wehen aus dem Geburtskanal heraus GEDRÜCKT, beim Kaiserschnitt wird GEZOGEN. Das sind völlig gegensätzliche Krafteinwirkungen. Die Zugeinwirkung finden wir in der gesamten Wirbelsäule, die sich häufig in einer reaktiven Schutzspannung im Körper des Babys zeigt.
Des Weiteren fehlt das wichtige Starterpaket an Vaginalbakterien, die für eine ausgewogene Darmflora wichtig sind – hierzu wird euch unser geschätzter Kollege, Marc-Yannick Weiss, mehr berichten.
Im Folgenden geben wir euch einen Einblick in einige konkrete Symptome, die wir in unserem osteopathischen Alltag häufig bei Babys finden, die das Licht der Welt durch einen Kaiserschnitt erblickten:
- Schluck-, Saug- und Stillschwierigkeiten (Beikosteinführung schwierig)
- anhaltende frühkindliche Reflexe, welche die motorische Weiterentwicklung hemmen (mag nicht auf dem Rücken liegen, sehr schreckhaft, dreht sich nicht…)
- viel Weinen, viel Verarbeiten, niedrige Reizschwelle
- Schlafstörungen (z.B. braucht extrem viel Reiz in Form von Bewegung um in den Schlaf zu finden, bspw. Federwiege mit hoher Amplitude)
- Lieblingsseite, leider manchmal mit Schädelverformungen
- überstrecken
- spucken, symptomatischer Reflux
Wir hoffen, wir konnten euch einen kleinen Einblick geben.
Abschließend, liebe Mamas und Papas, ist es uns einfach wichtig, dass ihr versteht, was in eurem Baby vorgeht. Nur wer versteht, kann annehmen und akzeptieren. Und dann weicht Hilflosigkeit, manchmal Verzweiflung dem Verständnis und auf einmal fühlt sich alles nicht mehr ohnmächtig an. Es entsteht ein Raum für Verarbeitung und gemeinsames Wachstum.
Gerne begleiten wir euch hierbei.
Gut zu wissen! Gastbeitrag unseres Kollegen Marc-Yannick Weiss
Unterstützung des Darms und anderen Bereichen
Um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren kann jedoch ein komplementärmedizinisches Konzept aus Speziallabordiagnostik und orthomolekularer Therapie sehr sinn voll sein.
Studien besagen, dass bei Kaiserschnitt-Kindern ein deutlich erhöhtes Risiko besteht, Hauterkrankungen, Unverträglichkeiten oder ein geschwächtes Immunsystem zu entwickeln.
Da durch den Kaiserschnitt der vaginale Geburtskanal umgangen wird fehlt dem Säugling die „Erstversorgung“ an guten Darmbakterien, die durch die vaginale Bakterienflora übertragen wird.
Diese „guten“ Darmbakterien schützen die Darmschleimhaut, die wiederum Eindringlinge/Fremdstoffe abwehrt, die so nicht in den Blutkreislauf gelangen können.
Die Darmflora eines Kindes entwickelt sich im ersten Lebensjahr zu der eines gesunden Erwachsenen Menschen – nach ca. 3 Jahren ist die Darmflora komplett ausgereift.
Die größte Chance diese Entwicklung mit zu regulieren besteht also meist in diesem Zeitraum.
Literaturhinweise: